Infocom, Inc.



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Infocom war ein Hersteller von Computerspielen. Die meisten davon gehören dem Genre der Textadventures an, für die Infocom die Bezeichnung Interactive Fiction verwendete. Das Unternehmen wurde am 22. Juni 1979 gegründet. Unternehmenssitz war Cambridge, Massachusetts.

Überblick

Die Firma Infocom war bekannt für die hohe literarische Qualität ihrer Adventure-Spiele. Während die meisten anderen zeitgenössischen Spiele dieses Genres nur simpel strukturierte Zwei-Wort-Befehle wie “take apple” („nimm Apfel“) verstanden, kamen die Spiele von Infocom auch mit komplexeren Eingaben wie “take the green apple on the table” („nimm den grünen Apfel auf dem Tisch“) oder “take everything from the box” („nimm alles aus der Schachtel heraus“) zurecht, was an einem sehr ausgereiften und gut durchdachten Textparser lag. Dieser beruhte auf Erkenntnissen der Erforschung künstlicher Intelligenz und war in der LISP-ähnlichen Programmiersprache ZIL („Zork Implementation Language“) geschrieben.

Eine weitere Besonderheit der Infocom-Spiele waren die zahlreichen aufwendigen Packungsbeilagen wie extra für das Spiel hergestellte Zeitungsausschnitte, Visitenkarten oder Streichholzbriefchen, mit denen die Stimmung des jeweiligen Spiels haptisch vermittelt wurde und die gleichzeitig als Kopierschutz dienten, da auf diese Beilagen gedruckte Informationen im Spiel referenziert wurden. Infocom verzichtete als einer der wenigen Publisher jener Zeit auf physisch kopiergeschützte Disketten.

Auf den frühen Heimcomputern Anfang der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts mit ihren beschränkten Disketten- und Speicherkapazitäten, noch dazu ohne Festplatte, war es kaum möglich, sowohl ansprechende Grafik als auch ansprechenden Text in ein einziges Spiel zu packen. Infocom entschied sich für reinen Text. Während bei anderen frühen Computerspielen selbst Rechtschreibfehler keine Seltenheit waren, überzeugten die Spiele von Infocom durch ihre lebendig beschreibende, oft lakonische Prosa. Erst kurz vor dem Ende der Firma im Jahre 1989 wurden noch einige Adventures mit Grafik veröffentlicht, doch auch in diesen dominierte der Text.

Das erste (und sehr erfolgreiche) Spiel namens Zork wurde 1977 als Freizeitprojekt für Unix-Systeme am MIT innerhalb eines LCS („Laboratory for Computer Science“) genannten Labors der Universität geschrieben. Einige der Autoren waren zwei Jahre später an der Gründung des Unternehmens Infocom beteiligt, das als Zusammenschluss von Kommilitonen des LCS entstand. Das Ziel der Gründung Infocoms war es nie gewesen, ein Unterhaltungssoftwareunternehmen zu werden, damit aber Infocom ein erstes Produkt vorweisen konnte, wurde die Mainframe-Fassung von Zork für die Veröffentlichung auf Heimcomputern mit geringerer Kapazität in drei Teile zerlegt (1980–1982).

Der weitere Weg von Infocom war damit vorgezeichnet, und weitere wichtige Titel wurden die anderen Spiele der Zork-Serie, sowie, u. a., Planetfall (1983), The Hitchhiker's Guide to the Galaxy (nach dem Buch Per Anhalter durch die Galaxis) (1984) und A Mind Forever Voyaging (1985).

Infocom veröffentlichte seine Spiele auf so vielen Plattformen wie nur möglich, wodurch viele der älteren Spiele für mehr als 10 verschiedene Computersysteme jener Zeit erhältlich waren.

Der Versuch, sich mit der Datenbank-Software Cornerstone (1985) auch im Markt für Geschäftsprogramme zu etablieren, scheiterte. Konkurrenzprodukte wie dBASE waren zu mächtig und Cornerstone wurde ein Misserfolg, der Infocom in große finanzielle Schwierigkeiten führte. Als Folge dessen wurde Infocom 1986 vom Spielehersteller Activision übernommen.

Nach einem Führungswechsel bei Activision wurden 1989 die noch verbliebenen Mitarbeiter von Infocom entlassen und der Betrieb eingestellt. Danach nutzte man bei Activision den Namen „Infocom“ noch einige Jahre als Label und veröffentlichte die durch Activision entwickelten Grafikadventures Return to Zork, Zork Nemesis und Zork: Grand Inquisitor. Einige Entwickler (u. a. Steve Meretzky) wechselten zu dem von Bob Bates gegründeten Unternehmen Legend Entertainment, welches das klassische Textadventure mit Grafikelementen auffrischte und seinerseits eine Reihe beachtlicher Titel vorweisen konnte.

Im Jahr 2008 tauchte durch eine anonyme Quelle ein Archiv mit allen Quelltexten der Infocom Computerspiele auf und wurde vom Internet Archive archiviert.

Titel

Textadventures im Zork-Universum

  • 1980: Zork I: The Great Underground Empire
  • 1981: Zork II: The Wizard of Frobozz
  • 1982: Zork III: The Dungeon Master
  • 1983: Enchanter
  • 1984: Sorcerer
  • 1985: Wishbringer
  • 1985: Spellbreaker
  • 1987: Beyond Zork: The Coconut of Quendor
  • 1988: Zork Zero

Weitere Textadventures

  • 1982: Deadline
  • 1982: Starcross
  • 1983: Suspended
  • 1983: Planetfall
  • 1983: Infidel
  • 1983: The Witness
  • 1984: Suspect
  • 1984: Seastalker
  • 1984: Cutthroats
  • 1984: The Hitchhiker's Guide to the Galaxy (in Zusammenarbeit mit Douglas Adams)
  • 1985: A Mind Forever Voyaging
  • 1986: Ballyhoo
  • 1986: Leather Goddesses of Phobos
  • 1986: Trinity
  • 1986: Moonmist
  • 1986: Hollywood Hijinx
  • 1987: Stationfall
  • 1987: Bureaucracy
  • 1987: Nord and Bert Couldn’t Make Head or Tail of It
  • 1987: The Lurking Horror
  • 1987: Plundered Hearts
  • 1987: Border Zone
  • 1987: Sherlock: The Riddle of the Crown Jewels

Grafikadventures

  • 1988: Zork Zero
  • 1988: Journey: The Quest Begins (Menügesteuert, keine textuelle Befehlseingabe)
  • 1989: James Clavell's Shogun
  • 1989: Arthur: The Quest for Excalibur

Rollenspiel

  • 1988: Quarterstaff: The Tomb of Setmoth (nur Macintosh)

Infocomics

  • 1988: Lane Mastodon vs. the Blubbermen
  • 1988: Gamma Force in Pit of a Thousand Screams
  • 1988: ZorkQuest: Assault on Egreth Castle
  • 1988: ZorkQuest II: The Crystal of Doom

Computerunterstütztes Brettspiel

  • 1985: Fooblitzky (Apple II, Atari 8-bit, DOS)

Anwendungsprogramme

  • 1985: Cornerstone (Datenbank)

Bücher

Romane

  • 1988: Arthur Byron Cover: Planetfall. Avon Books, New York, ISBN 0-380-75384-7. 
  • 1989: Robin W. Bailey: Enchanter. Avon Books, New York, ISBN 0-380-75386-3. 

Spielbücher

  • 1983: Steve Meretzky: The Forces of Krill: Zork No 1. Tor Books, ISBN 978-0-8125-7975-8. 
  • 1983: Steve Meretzky: Malifestro Quest: Zork No 2. Tor Books, ISBN 978-0-8125-7980-2. 
  • 1983: Steve Meretzky: Cavern of Doom: Zork No 3. Tor Books, ISBN 978-0-8125-7985-7. 
  • 1984: Steve Meretzky: Conquest at Quendor: Zork No 4. Tor Books, ISBN 978-0-8125-5989-7. 

Vermächtnis

Die ursprüngliche Mainframe-Version von Zork I wurde von Infocom als Public Domain veröffentlicht. Activision hat mehrere Sammlungen der Spiele auf CD bzw. Disketten veröffentlicht: „Lost Treasures of Infocom I & II“ (beide ohne Leather Goddesses of Phobos, das mit einem beiliegenden Gutschein extra erworben werden musste) und „Masterpieces of Infocom“ (ohne „Hitchhiker's Guide“ und „Shogun“, deren Rechte an die Buchautoren zurückgefallen waren). Diese sind nur noch gebraucht erhältlich.

Kern aller Infocom-Spiele (außer Fooblitzky und Quarterstaff) ist die sog. Z-machine-Spieldatei, die mithilfe eines Z-machine-Emulators (auch ZIP, d. h. Zork Interpreter Program genannt, was aber nichts mit dem Kompressionsformat ZIP zu tun hat) gespielt wird. Dieses Konzept ermöglichte es Infocom, ihre Spiele für die Vielzahl damaliger Heimcomputer-Plattformen und -Systeme in jeweils inhaltlich identischer Form zu veröffentlichen.

Solche Interpreter sind heute für viele Plattformen und Betriebssysteme erhältlich, von den Heimcomputern der 80er Jahre (wie z. B. Apple II, Commodore 64, und Schneider/Amstrad CPC) über moderne Windows- und Unix-basierte Systeme bis zu diversen Palmtops, Organizern und Handhelds, womit die Spiele auch auf modernen Rechnern noch nutzbar sind.

Mit Inform liegt eine Programmiersprache mit Bibliotheken vor, die es ermöglicht, selbst Spiele für die Z-Machine zu schreiben. Die Inform-Sprache unterscheidet sich grundlegend von ZIL, erzeugt aber Spieldateien im gleichen bzw. einem leicht erweiterten Format.

Literatur

  • Hector Briceño, Wesley Chao, Andrew Glenn u. a.: Down from the Top of IT Games. The Story of Infocom, Inc., Massachusetts Institute of Technology (MIT), Cambridge, USA 2000 (Untersuchung von Infocoms Aufstieg und Fall durch Studenten des MIT)
  • Rusel DeMaria, Johnny L. Wilson: High score!: The illustrated History of Electronic Games, McGraw-Hill Professional, 2. Aufl. 2004 ISBN 978-0-07-223172-4 (Kapitel Infocom, S. 114 ff.)
  • Jimmy Maher: Let's Tell a Story Together. A History of Interactive Fiction. Senior Honor's Thesis, University of Texas, Dallas 2006 (Kapitel 4 Infocom und Kapitel 5 The Infocom Canon)
  • Nick Montfort: Twisty Little Passages – An Approach to Interactive Fiction. The MIT Press, Hardcover: 2003, ISBN 0-262-13436-5, Paperback: 2005, ISBN 0-262-63318-3 (insbes. Kapitel 4 Zork and other mainframe works, S. 95 ff. und Kapitel 5 Infocom and commercial beginnings, S. 119 ff.)

Weblinks

  • Infocom bei MobyGames (englisch)
  • Infocom auf der Website Adventureland von Hans Persson und Stefan Meier (inkl. Infocom Fact-Sheet)
  • Infocom auf der Website The Interactive Fiction Collector´s Guide von Manuel Schulz
  • Infocom auf der Website Museum of Computer Adventure Game History von Howard Feldman
  • History of Infocom auf der Website infocom-if.org
  • The Infocom-Gallery-Website
  • Infocom-Website von Peter Scheyen

Einzelnachweise

Externe Links


→ Wikipedia
→ Website
→ VIAF

Verknüpfte Werkversionen


Infocom, Inc. hat folgende Werkversionen entwickelt:
  • Deadline (C 64)
  • The Hitchhiker's Guide to the Galaxy (Dos)
  • Verknüpfte Objekte


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